Dienstag, 5. März 2019

Karl Lagerfeld (RIP) - Luxus und Freiheit

Einer der vielen Höhepunkte des Luxus, die Karl Lagerfeld erreicht hat, war, in Deutschland vor einem Millionenpublikum gesagt zu haben, dass er stolz sei, ein Deutscher zu sein, ohne medial hingerichtet zu werden.

Aus einem Interwiev von Johanens B. Kerner mit Karl Lagerfeld, ausgestrahlt ein Jahr, nachdem jener Eva Herman medial hingerichtet hatte, da Sie die Worte "Autobahn" und "gleichgeschaltet" in den Mund nahm:

JBK: Die New York Times hat einmal über Sie geschrieben, eine Ihrer wichtigsten Qualitäten sei Ihr Deutschsein.

KL: Ja, da bin ich auch stolz drauf.

JBK: Was haben die Kollegen gemeint damit?

KL: Ja, dass irgendwie ... ich hab ja meine Staatsangehörigkeit schon lange aufgeben können, ne, ich hätte Staatsangehöriger auch von Monaco werden können.  Hab ich aber nie getan, ich bin deutsch geboren und soll deutsch bleiben. Auch wenn ich da nicht lebe.

JBK: Und, und da gibts ... und da haben Sie so ne Ansatzformulierung, dass Sie da auch stolz drauf seien.

KL: Es gibt Dinge, wo man in Deutschland vielleicht nicht stolz drauf sein kann, aber solche Probleme stellen sich die Russen ja auch nicht mit den Gulags und so weiter und so fort. Und das ... ich glaube nicht an Erbschuld, ich mein, wie grauenhaft das war und so unmöglich, aber das annülliert nicht die Tatsache, dass ich nun mal ein Deutscher bin und damit zufrieden bin, weil meine Mentalität im Grunde stinkdeutsch ist, aber für mich im guten Sinne des Wortes.

JBK: Stinkdeutsch im guten Sinne des Wortes ...

KL: Das ist en Hamburger Ausdruck.

JBK: Ja, das müssen Sie mir erklären. Was heißt stinkdeutsch im guten Sinne des Wortes?

KL: Wissen Sie, man kann nicht über seinen eigenen Schatten springen. Und das soll man auch nicht. Ich bin Deutscher wie meine Haare dunkelbraun waren und wie ich so und so groß bin und so weiter und so fort. Das gehört zu mir und das soll auch zu mir gehören.

JBK: Ist Pünktlichkeit typisch deutsch?

KL: Nein, "Pünktlichkeit", es hat immer deutsche Unpünktliche auch gegeben. Das sind so Prinzipien, wo die Deutschen sich im Ausland mit lächerlich machen mit so ...

JBK: So preußischen Tugenden.

KL: Ja, genau, genau, es gab so ne berühmte Karikatur im 19. Jahrhundert, da sagt so ne Nutte in Frankreich zu einem Mann, der über ihr ist: "Sie sind, äh, Lehrer?" Der spricht mit einem deutschen Akzent der Mann. "Das haben Sie an meinem perfekten Deutsch erkannt." Da sagt die Frau: "Nee, am Jägerhemd." Die Deutschen müssen aufpassen nicht in diese Klischees zu kommen, weil sie ja im Grunde besser sind wie das.

JBK: Sind Sie pünktlich?

KL: Nein, ich bin un... total unpünktlich.

JBK: Das kann ich bestätigen.

KL: Ja, ja, aber das ... Nein, aber wissen Sie, wenn ich mit jemandem zusammen bin - das sage ich nicht, weil ich mit Ihnen hier bin - dann guck ich auch nicht nach der Uhr. Im Grunde guck ich nie nach der Uhr. Und ich vergesse dass ich ein anderes Rendezvous habe, ich finde nichts grauenhafter, wenn man mit Leuten ist und dann sagt, jetzt muss ich aber weg, ich muss so und so. Das ist unhöflich. Ich vergess, dass ich was anderes zu tun hab. Und das ist der Höhepunkt des Luxus.
Quelle: hier (ab Minute 6:30)